Neuere digitale Spiegelreflex-Kameras (zumindest die von Canon) ermöglichen es die verwendeten Objektive optimal einzustellen. Dies erfolgt mit einer Funktion namens Micro-Adjust.
Um diese Feineinstellung vorzunehmen, benötigt man eine Fokustarget. Es gibt im Internet verschiedene Fokustargets. Sie alle werden auf ein Blatt (meist A4) ausgedruckt und auf den Boden bzw. auf eine ebene Fläche gelegt. Die Kamera wird dann auf einem Stativ befestigt und optimalerweise im 45° Winkel zum ausgedruckten Blatt aufgestellt. Die generelle Schwierigkeit dabei ist es allerdings sicherzustellen, dass das Autofokussystem der Kamera auch wirklich auf den gewünschten Punkt fokussiert. Für Makroaufnahmen sollte der anfokussierte Punkt in der Mitte des Tiefenschärfebereichs liegen. Für Standardaufnahmen ist es normal, dass der Schärfentiefebereich 1/3 vor und 2/3 nach dem anfokussierten Punkt liegt.
Kommerzielle (und teure) Hilfsmittel bieten ein festes Ziel zum Fokussieren. Direkt neben dem Ziel ist meist im 45° Winkel eine Skala angebracht um den Schärfebereich genau bestimmen zu können.
Die nachfolgende Lösung ist so genial wie einfach. Ich habe sie zufällig im dpreview Forum gefunden. Anscheinend stammte die ursprüngliche Idee von einem japanischen Architekten. Da ich keinen Namen herausfinden konnte, kann ich ihn hier leider nicht nennen. Ich setze einfach mal sein Einverständnis für meine Abwandlung voraus.
Ich habe diese Idee aufgegriffen und etwas (nach meinen Vorstellungen) verändert bzw. angepasst. Es muss nur die Schablone heruntergeladen, ausgedruckt und ausgeschnitten werden. Ein Ausdruck auf normalen Kopierpapier würde ausreichen. Allerdings wird es damit nicht sonderlich stabil. Ich verwende dazu 200g/m² Kopierpapier. Von hochglänzendem Fotopapier würde ich abraten. Eventuell auftretende Spiegelungen von Lichtquellen könnten das Ergebnis verfälschen oder zumindest das Erkennen des Fokusbereiches erschweren.
Kleiner Tipp am Rande: Das Nachfahren der Knickfalze mit einem Messerrücken vor dem eigentlichen Zusammenbau erleichtert das Falten und erhöht die Genauigkeit des Falzes ungemein!
Nachdem man das Fokustest-Target zusammengebaut hat, stellt man es auf eine eben Unterlage, z.B. einen Tisch. Nun muss die Kamera mit dem zu prüfenden bzw. einzustellenden Objektiv auf einem Stativ montiert und die Mitte der Objektivlinse sollte möglichst auf der gleichen Höhe wie der Zielpunkt liegen. Die größte Schwierigkeit ist es die Fokusfläche parallel zum Sensor auszurichten. Anhand der parallel laufenden Skalen ist das aber recht einfach und ausreichend genau mit einem Blick durch das Objektiv und nachfolgendem Verschieben des Fokustest-Targets machbar. Die Skalenlinien sollten auf beiden Seiten den gleichen Abstand zur Zielfläsche haben.
Und dann kann die Messreihe starten. Canon zum Beispiel empfiehlt Zoom-Objektive immer bei der größten Brennweite zu testen. Ich persönlich finde allerdings, man sollte auch bei einer anderen Brennweite zumindest die gefundene Einstellung verifizieren. Sollte sie nicht passen, muss man einen Kompromiss finden, damit möglichst der gesamte Brennweitenbereich des Zoom-Objektivs möglichst genau passt.
Da hier mit der Schärfentiefe (dem Distanzbereich der größten Schärfe) gearbeitet wird, ist es natürlich wichtig diesen Bereich klein genug zu wählen. Daher sollte man die Testfotos generell bei größter Blendenöffnung (kleinstem Blendenwert) durchführen. Abhängig von der Brennweite und des kleinsten Objektiv-Blendenwerts kann es sein, dass man mit dem Objektiv recht nah an das Target herangehen muss. Es muss natürlich beachtet werden, dass man nicht näher als die Naheinstellgrenze des Objektivs herangeht. Generell sollte man versuchen einen Schärfentiefe von wenigen Zentimetern zu erreichen. Einen möglichen Abstand kann man z.B. mit einem Online-Schärfentiefe-Rechner, z.B. unter http://www.dofmaster.com/dofjs.html ermitteln. Ein Schärfetiefebereich von ca. vier Zentimetern ist ein guter Ansatzpunkt.
Je nach Kamera/Objektiv/Hersteller arbeitet der Autofokus unterschiedlich. Daher ist es eventuell sinnvoll das Objektiv vorher auf unendlich bzw. auf die Naheinstellgrenze einzustellen und dann zu fokussieren. Eine Auslösung erfolgt am Besten mit Fernauslöser oder Zeitauslöser, damit man die Aufnahme nicht verwackelt und damit ein unbrauchbares Ergebnis bekommt.
Weiterhin hat auch die Beleuchtung einen Einfluß auf den ermittelten Wert. Es hat sich herausgestellt, dass Tageslicht am Besten geeignet ist.
Um die beste Einstellung für das Micro-Adjust herauszufinden kann man auch die Autofokus-Anzeige der Kamera verwenden. Hierzu muss die Kamera auf einem Stativ montiert sein.
Dann sucht man ein Objekt oder bild mit hohem Kontrast (z.B. Schachbrettmuster). Mit dem LiveView wird dann der Fokus möglichst genau eingestellt (10x Vergrösserung, zentraler Fokuspunkt). LiveView wird danach nicht mehr benötigt und kann abgeschaltet werden. Anschließend wird das Objektiv auf manuellen Fokus umgeschaltet, natürlich ohne den Fokusring zu bewegen, und die AF Feinabstimmung auf 0 eingestellt.
Als nächstes wird die AF Feinabstimmung zu positiven Werten hin geändert, bis die Autofokus Anzeige im Sucher (Grüner Punkt) zu blinken anfängt oder aus bleibt. Hierzu immer den Auslöser halb durchdrücken. Der gefundene Wert wird notiert. Anschließend das Vorgehen in die andere Richtung durch verkleinern der Werte wiederholen.
Am Ende sollte man ein Maximum, z.B. +5 und ein Minimum, z.B. -1, gefunden haben. Nun wird der Mittelwert des gefundenen Bereichs berechnet. In diesem Beispiel lautet das Ergebnis +2. Somit hat man den korrekten Wert für die AF Feineinstellung des aktuellen verwendeten Objektivs gefunden.
Besonders bei Festbrennweiten ist es wichtig, dass sich das anfokussierte Objekt in einiger Entfernung befindet. Man fand heraus, dass es bei Festbrennweiten passieren kann, dass die für nahe Objekte gefundene AF Feineinstellung in der Ferne nicht mehr passt. Anders herum funktioniert eine für die Ferne gefundene Einstellung gut auch in der Nähe. Canon empfiehlt, dass das Objekt mindesten 50x Brennweite des zu prüfenden Objektivs entfernt ist. In seltenen Fällen kann es sinnvoll sein, obige Prozefur bei verschiedenen Entfernungen zu wiederholen und einen Durchschnittswert zu ermitteln.
Erreicht ein Maximum- oder Minimumwert die Grenze der AF Feineinstellung, z.B. +20, der andere liegt aber im Einstellbereich, z.B. +1, dann wird der Fokusring etwas bewegt und das Objekt etwas unscharf. Damit wird es möglich den Fokusbereich zu ermitteln, z.B. -15 bis +15. Der errechnete Mittelpunkt dieses Bereiches wird zum vorher ermittelten, gültigen Maximum- oder Minimumwert hinzugezählt. In unserem Beispiel wäre dann die korrekte AF Feineinstellung +16.
Download der Schablone (PDF-Datei) hier. (Rein schwarze Version)
Zur Information: Die Skala auf dem Target ist im Winkel von 30° angebracht. Die Skala selbst ist entsprechende umgerechnet worden. Somit zeigt die Skala die tatsächliche Schärfentiefe bzw. Abweichung in cm an. Das obige Foto zeigt die erste Variante.
Ich hoffe dieses Fokustest-Target hilft dem einen oder anderen.
Ein paar Kommentare sind im DSLR-Forum zu finden.