Wie sicherlich vielen bekannt ist, weisen besonders Zoom-Objektive Verzeichnungen auf. Diese gehen von (mehr oder weniger) leichter tonnenförmiger Verzeichnung im Weitwinkelbereich zu meist kissenförmiger Verzeichnung im Telebereich. Dieser Effekt ist bei Zoom-Objektiven nichts ungewöhnliches. Es handelt sich hierbei nicht um einen Defekt!
Die Objektive wurden entsprechend gerechnet, so dass eine gewisse Menge Verzeichnung akzeptiert wird. Prinzipiell wäre es schon möglich, verzeichnungsfreie Objektive herzustellen, allerdings wäre dann das Gewicht bzw. der Preis sehr hoch. Meist wird dann ein Kompromiss geschlossen.
Bei Landschaftsaufnahmen fällt die Verzeichnung meist nicht auf, so lange sie nicht zu stark ausfällt. Sobald aber gerade Linien auf dem Foto enthalten sind, wird eine Verzeichnung sichtbar. Die Linien sind dann nicht mehr gerade sondern gebogen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist die Verwendung darauf spezialisierter Software wie PTLens. Manche Software verwendet auch die sogenannten a,b,c Parameter der Panorama Tools. a,b,c sind Parameter einer mathematischen Gleichung, mit der eine Objektivverzeichnung aus einem Foto herausgerechnet werden kann. (Genaue Formel: (a*r³+b*r²+c*r)*r r=Radius)
Manche Software verwendet diese Parameter um die Verzeichnung der Fotos schon vor der weiteren Verarbeitung zu korrigieren, wie z.B. Hugin oder Bibble (Pro).
Im Internet findet man nach ein wenig Suche verschiedene Quellen, die beschreiben wie man diese Parameter ermitteln kann. Meines Meinung nach geht das am einfachsten mit Hugin. Eine schöne Beschreibung findet man hier . Dort werden gespannte Schnüre als Target verwendet. Die gespannten Schnüre sind allerdings teilweise sehr schwer zu sehen.
Um in Objektivtests die Verzeichnung von Objektiven zu ermitteln, werden Targets verwendet, die in etwa so aussehen:
Ein solches Target eignet sich auch hervorragend um die Parameter a,b,c mit Hilfe von z.B. Hugin zu ermitteln. Es bietet klare und vor allem gerade Linien. Im Zusammenhang mit den Panorama Tools und Objektiv-Kalibrierung wird häufig die Front eines modernen Gebäudes als Ziel empfohlen. Jedoch kann man auch da nicht sicher sein, dass die Linien wirklich gerade sind. Das ist aber besonders bei der Kalibrierung von Weitwinkel-Objektiven wichtig!
Das Target liegt im Format A0 vor. Ich empfehle zu einem lokalen Copyshop zu gehen und sich einen A0 Ausdruck machen zu lassen.
Hier das Target als PDF: Distortion-Target.pdf
Die besten Ergebnisse hab ich erreicht, wenn ich in Hugin drei horizontale Geraden à vier Kontrolpunkt-Paare erzeugt habe. Eine Gerade ist dann möglichst weit oben, eine in der Mitte und eine möglichst weit unten. Die Kontrollpunkt paare wurden in je einem Kästchen von außen nach innen plaziert. Die ermittelten Werte habe ich dann immer in Bibble Pro mit der RAW Datei des Testbildes überprüft und die Werte meist noch minimal durch Änderung der dritten oder vierten Nachkommastelle angepasst.
Die ermittelten Parameter können dann unter Hugin oder z.B. Bibble genutzt werden oder veröffentlicht werden.
Übrigens: Bei einer manuellen Kalibrierung würde es meist auch ausreichen nur den richtigen Parameter b zu ermitteln. a und c werden nur bei komplexen Verzeichnungen benötigt. Mehr Informationen dazu hier .
HINWEIS: Die mit dieser Methode ermittelten Ergebnisse gelten für kurze Distanzen. Leider ist es so, dass sich die meisten Objektive was die Verzeichnung betrifft nicht über den ganzen Distanzbereich (Fokusbereich) gleich verhalten. Macht man mehr Fotos mit größeren Distanzen, sollte man anstatt dem ausgedruckten Target z.B. ein Hochhaus mit regelmäßiger Fensteranordnung (Glasfront) abfotografieren.